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  • Maßnahmen

Bad Oeynhausen

Wulferdingser Mühlenbach, OT Wulferdingsen: Bachverlegung, Aue, Sohlgleite, Bepflanzung

Kommune:
Stadt Bad Oeynhausen, OT Wulferdingsen zwischen Wolfshofstraße und Mühlental

Gewässer:
Wulferdingser Mühlenbach (Gewässersystem Kaarbach), Gewässerkennzahl (GWK) 469922, Gewässerstationierung 3+500 – 3+800

Art der Maßnahme:
Verlegung des Baches in die Talmitte, Modellierung der Aue, Anlage einer rauen Sohlgleite und Pflanzung standorttypischer Gehölze entlang des neuen Verlaufes.

Oktober 2009: Inzwischen hat sich die Vegetation auf den Rohböden entlang des Baches wieder eingefunden. Daneben gibt es bereits an zahlreichen Stellen erste Anzeichen zur Entwicklung von Prall- und Gleithängen sowie Inselbildungen und Totholzansammlungen.
 
Einleitung:
Die Längsdurchgängigkeit des Wulferdingser Mühlenbaches ist im Bereich der Schönen Mühle vollständig unterbrochen. Hintergrund ist der Anstau des Fließgewässers zur Speisung des Mühlenteiches. Dazu wurde ein Stauwehr in den Bach gebaut, das den Wasserspiegel um etwa 50 cm anhob. Durch den Anstau wird eine etwa 140 m lange KG-Rohrleitung (DN 200, nahezu mit Nullgefälle) mit Wasser bestückt, um den Mühlenteich zu speisen. Überschüssiges Wasser konnte von der Einleitungsstelle in den Teichkörper bereits nach nur 3 m wieder in den Bach übertreten. Schwerpunktmäßig dient der Wasserzufluss zum Antrieb des Mühlrades etwa 60 m vom Einlaufbereich entfernt. Dieses Wasser mündet vom Bachlauf aus gesehen allerdings erst etwa 250 m weiter talwärts wieder ein. Das Fließgewässer selbst verläuft in einem gestreckten Verlauf mit insgesamt zwei rechten Fließwinkeln und liegt abschnittweise bis zu 2 m tief im Gelände!
Neben dem Stauwehr stellt die extrem tief liegende Gewässersohle vom Wulferdingser Mühlenbach aus ökologsicher Sicht eine deutliche Beeinträchtigung für auentypische Standortbedingungen dar. Hintergrund dieses Sohlniveaus ist die Einleitung eines Regenüberlaufbeckens (RÜB), das seinerzeit auf zu tiefen Sohlniveau gebaut wurde. Infolgedessen musste auch der Bach, der als Vorflut fungiert, entsprechend ausgebaut werden. Durch den tief liegenden Bach hat sich der Grundwasserspiegel in der Niederung deutlich abgesenkt. Insofern ist zu erklären, das sich die aktuelle Bachaue lediglich durch eine geringe Artenvielfalt auszeichnet.

Januar 2009: Blick vom Straßendurchlass „Wolfshofstraße“ talwärts auf das Stauwehr. Unmittelbar links vor den Staubrettern zweigt eine Rohrleitung ab, die parallel zum Bach in Richtung Teich verläuft.
 
Ziel und Umsetzung der Maßnahme:
Zur Wiederherstellung der Längsdurchgängigkeit und zur Optimierung der eigendynamischen Gewässerauenentwicklung ist geplant, den Bach nach Norden in die Mitte der Niederung zu verlegen. Dabei wird das Stauwehr samt Rohrleitung komplett zurück gebaut. Zur Beibehaltung der permanenten Wasserspeisung wird der Bach über ein Verteilerbauwerk geführt. Von hier aus wird ein Teil des Wassers zur Speisung des Teiches abgeleitet, während der Rest weiter über den Bach talwärts geführt wird. Die Anlage des Verteilerbauwerkes erfolgt durch eine Tiefbaufirma außerhalb des WWE-Projektes.

Für die Gewässerrenaturierung sind der Anfangspunkt Straßendurchlass Wolfshofstraße und Endpunkt Verteilerbauwerk von entscheidender Bedeutung. Die Höhendifferenz zwischen diesen beiden Punkten beträgt lediglich 40 cm. Diese verteilen sich auf eine Lauflänge von ca. 160 m, woraus sich ein durchschnittliches Längsgefälle von 0,25 % errechnet. Nach dem Durchströmen des Verteilerbauwerkes schließt sich eine etwa 40 m lange raue Sohlgleite im Hauptgerinne an, die den Gefällesprung von rund 1,30 m kompensiert. Die Gleite wird in gewachsenen Boden hergestellt und nicht im bereits bestehenden, östlichen Bachabschnitt. Hintergrund ist, das der parallel verlaufende Abschnitt einerseits zu tief und andererseits zu kompakt (Kastenprofil mit ca. 2,50 m Breite) ist. Insofern konnten unnötige Kosten für den Mehraufbau der Sohlgleite vermieden werden. Zudem konnte der anfallende Boden, der durch das Auskoffern der Sohlgleite, des Stichgrabens als auch für einen großen Teil des neuen Bachlaufes anfällt in diesem Bachabschnitt eingebaut werden. Durch diesen Erdmassenausgleich konnten wiederum zusätzliche Kosten für eine mögliche Bodenentsorgung vermieden werden.
Zur Sicherung der Vorflut für das Regenüberlaufbecken verbleiben die ersten etwa 60 m ab Einleitung in das alte Bachbett so erhalten. Danach schwenkt der neu ausgekofferte Stichgraben mit diagonalen Verlauf in Richtung tiefste Stelle der rauen Sohlgleite. Hier vereinen sich beide Gerinne. Durch diesen insgesamt etwa 120 m langen Stichgraben kann nun gewährleistet werden, das evtl. verunreinigtes Wasser nicht unmittelbar in den Bachlauf gelangt, sondern zunächst über das naturnahe Gerinne vorgeklärt wird. Nach Abschluss der umfangreichen Erdarbeiten werden noch zahlreiche Gehölze am Böschungsfuß des Baches als auch gruppenweise in die Aue gepflanzt.


Kartographische Darstellung der wasserbaulichen Maßnahme
(durch Klick auf die Karte erscheint diese in besserer Qualität)

März 2009: Blick gegen das Talgefälle auf die Stelle, wo sich der Stichgraben (links) und die raue Sohlgleite (rechts) vereinen. Den bestehenden, alten Bachlauf bildet die Erlengalerie in etwa 50 m Entfernung von links nach rechts ab.
 
März 2009: Beide Gerinne sind mittlerweile annähernd fertig gestellt. Auf den untersten Metern des Stichgrabens wurde die Sohle in gleicher Weise mit Wasserbausteinen gesichert, um eine rückschreitende Erosion zu unterbinden.
 
März 2009: Blick talwärts auf den bereits fertig gestellten Stichgraben, der schräg auf das Ende der rauen Sohlgleite zuläuft. Unten im Bild verläuft noch der alte Bach von rechts nach links.
 
März 2009: Inzwischen erfolgt die komplette Wasserhaltung über den Stichgraben. Die Bodenmiete auf der rechten Bildseite wird sukzessive abgetragen und in den alten Bachabschnitt (weiter rechts, nicht im Bild) eingebaut.
 
März 2009: Der frühere Bachabschnitt (links im Bild) wurde bereits mit Boden angedeckt.
 
April 2009: Ab hier schwenkt der zukünftige Bach in die Talmitte. Die neu ausgehobene Bachsohle liegt etwa 30 cm über der alten. Die Sohltiefe beläuft sich auf durchschnittlich 20 cm.
 
April 2009: Das Längsgefälle vom ausgekofferten Bach beträgt durchschnittlich 0,25 %, so dass Sohlhöhen des Öfteren nivelliert werden müssen.
 
April 2009: Die seitliche Bodenmiete wird zur Verfüllung des alten Bachbettes verwendet. Mit Ausnahme des Abschnittes zwischen Einmündung RÜB bis zum Abzweig in den Stichgraben.
 
April 2009: Blick auf die frei gelegte KG-Rohrleitung, über die zuvor die Teichspeisung erfolgte. Auf der linken Seite erkennt man den bereits fertig gestellten Bach, der bereits in das Verteilerbauwerk übertritt.
 
Mai 2009: Von nun an fließt der Bach über das von einer Tiefbaufirma hergestellte Verteilerbauwerk, das über ein Wehr regulierbar ist. Rechts schließt sich dann die raue Sohlgleite an, die das Wasser weiter Bach abwärts führt. Nach links zweigt der Teichzulauf ab, wo noch ein Sedimentbecken zwischen geschaltet ist.
 
Mai 2009: Nachdem das Wasser sich seinen neuen Weg durch die Talung sucht, wird das Gelände in der Niederung noch nachmodelliert.
 
Mai 2009: Bereits nach wenigen Tagen haben sich erste Strukturen wie hier eine Längsbank eingestellt. Diese zeigen Strömungslinien und Fließwiderstände auf.